Gemischtes Wetter erwartete uns am vierten Tag der Schottland-Reise. Der Sturm vom Vortag war weitgehend durchgezogen, einige Regenschauer sollten uns jedoch weiter zu schaffen machen. Die Frequenz der Wechsel zwischen Sonne und Regen war wirklich beeindruckend, zum Glück überwogen mit zunehmender Zeit jedoch die sonnigen Phasen.
Von Aberfeldy aus sollte unser Trip am Vormittag ein weiteres landschaftliches Highlight werden. Es ging am Kinloch Rannoch entlang zur Rannoch Railway Station, der wohl abgelegensten Bahnstation der südlichen Highlands.
Schönste Landschaften und tolle Fotomotive bieten sich hier dem Reisenden, ohne dass diese durch Massen an Touristen verstellt sind. Besonders im Sommer bietet das Loch tolle Bade- und Kanu-Möglichkeiten und die bergigen Landschaften laden zu anspruchsvollen Wanderungen ein.
Am Bahnhof angekommen hatten wir Glück und das kleine Bahnhofscafé hatte trotz Nebensaison geöffnet. Da in Schottland quasi immer Teatime ist orderten wir das zweite Nationalgetränk sowie Scones, Kuchen und Eclairs. Lecker! Wären doch nur alle deutschen Bahnhöfe so ausgestattet!
Nach der ausgiebigen Stärkung ging es zurück am Loch entlang Richtung Süden, wo die kleine Stadt Crieff angesteuert wurde, in welcher die Destillerie Glenturret beheimatet ist. Sicherlich eine der Destillerien, die unter dem Radar der Whisky-Öffentlichkeit fliegen, aber umso besuchenswerter.
Nicht, weil man hier leider keinerlei Fotos während der Tour machen durfte, dafür aber aufgrund der nach wie vor sehr traditionellen Produktionsweise. So ist die vergleichsweise kleine Mash Tun oben geöffnet und wird mit einer überdimensionalen Forke per Hand durchmischt. Alle 20 Minuten muss ein Mitarbeiter ran, kräftige Oberarme inklusive.
Unter den beiden Pot Stills machten wir Bekanntschaft mit einer der beiden Destillerie-Katzen, welche die Besucher begrüßen und für Mäusefreiheit auf dem Gelände sorgen.
Die Tierliebe geht hier sogar soweit, dass der ehemaligen Katze Towser eine Statue vor dem Eingang des Visitorcentre gewidmet wurde. Die erreichte das biblische Alter von fast 25 Jahren und fing hochgerechnet in ihrem Leben 28.899 Mäuse, welches ihr einem Eintrag im Guinessbuch der Rekorde einbrachte. Nette Story und für Besucher immer ein guter Aufhänger auf der Tour.
Zum Schluss besuchten wir noch die Halle, in welcher die Fässer befüllt werden. Auch hier wusste unser Guide mit einer Anekdote aufzuwarten: Da der New Make Spirit mit ca. 71% ABV aus der Destillation kommt, Alkohol in Schottland jedoch nur mit unter 70% über öffentliche Straßen transportiert werden darf, wird dieser auf genau 69,9% herunterverdünnt bevor er ins Fass einziehen darf. Im Vergleich zu den sonst meist üblichen 63,5% immer noch ein hoher Wert! Nun ist er für den Transport in die Lagerhäuser bereit,welche sich auf der anderen Straßenseite befinden.
(Photo by Glenturret Distillery)
Neben der Anlage zum Befüllen der Fässer waren noch verschiedene Fasstypen ausgestellt aus welchen die Besucher durch das Spundloch den Einfluss der verschiedenen Vorbelegungen (wie bspw. Sherry) erriechen können. Sensorisch ein absolutes Highlight!
Die Tour endete mit der Verkostung eines Glenturret Malts aus der Standardrange im Visitorcentre. Dieser wusste mit seinen fruchtig leichten Noten zu überzeugen, welche u.a. aus der äußerst langen Fermentationszeit von 5 Tagen stammen. Die angeschlossene Bar lädt ebenfalls zum Verweilen ein, sodass hier selbstverständlich noch weitere Malts auf den Tisch kamen.
Ein schöner Ausflug in eine ungewöhnliche Destillerie, welche als Abstecher auf dem weg in die Highlands oder als Tagesausflug aus Edinburgh/Glasgow absolut zu empfehlen ist!
(Beitrag enthält unbezahlt Werbung)